Print logo

Neues Stipendienprogramm zur Förderung begabter Berufsschüler in Kashgar

Dem Abbau regionaler Disparitäten in Westchina wird von chinesischer und deutscher Seite ein hoher Stellenwert beigemessen. Ein Stipendienprogramm, das am 27. September 2016 in Kashgar durch den deutschen Botschafter Michael Clauss eröffnet wurde, soll einen Beitrag dazu leisten, jungen Menschen aus strukturschwachen Regionen neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Blick über Kashgar

Am 27. September 2016 fanden in an der Oberen Facharbeiterschule des Bezirks Kashgar, Provinz Xinjiang, die Feierlichkeiten zur Eröffnung eines Stipendienprogramms zur beruflichen Förderung begabter junger Menschen statt. Das Programm, das gemeinsam von der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und der Chinesischen Stiftung für Freundschaft, Frieden und Entwicklung (CFFPD) betrieben wird, richtet sich insbesondere an Jugendliche aus ärmeren Familien. Neben Vertretern der beiden Stiftungen nahmen Repräsentanten der Lokalregierung, der Deutschen Botschaft und der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland (Freundschaftsgesellschaft) an der Veranstaltung teil.

Während der Veranstaltung

Stipendienprogramm wichtiger Beitrag zur Regionalentwicklung

Herr Ekbaier, stellvertretender Generalsekretär der Bezirksregierung Kashgar, ging in seiner Ansprache auf die bisherige Zusammenarbeit der HSS mit der Oberen Facharbeiterschule ein. Die Schule ist bei der Qualifizierung des Lehr- und Verwaltungspersonals seit 2006 ein wichtiger Partner innerhalb des Bildungsnetzwerks der HSS in Westchina. Gemeinsam konnten bereits 24 praxisnahe Fortbildungskurse zur Erhöhung der fachlichen und pädagogischen Kompetenzen für insgesamt 420 Lehrer aus der Region durchgeführt werden. Ekbaier drückte in diesem Zusammenhang seine Wertschätzung für den geleisteten positiven Beitrag zur Entwicklung der Berufsschule und der Berufsbildung in der Region aus, bei der auch künftig die Unterstützung der HSS begrüßt wird.

Herr Shen Xin, stellvertretender Leiter der Europa- und Asienabteilung der Freundschaftsgesellschaft, würdigte anschließend die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der HSS, die seit 2000 durch ein gemeinsames Stipendienprogramm der HSS und der CFFPD, einer Tochterorganisation der Freundschaftsgesellschaft, für Studierende aus strukturschwachen Provinzen Westchinas flankiert wird. In den letzten 15 Jahren konnten insgesamt 381 Studenten aus wirtschaftsschwachen Regionen in Westchina gefördert werden, so Shen. Konzentrierte sich die Förderung bis 2014 noch auf den Bereich der akademischen Bildung, so erfolgte Ende 2015 eine Neuorientierung auf die berufliche Bildung, eine Anpassung, die auch im Einklang mit der aktuellen Politik der chinesischen Regierung steht.

Botschafter Michael Clauss überreicht die Urkunden

Botschafter Michael Clauss stellte die Bedeutung des Stipendienprogramms als Beispiel für ein konkretes Gemeinschaftsprojekt zur Förderung der deutsch-chinesischen Beziehungen heraus. „Durch die Verbesserung der Berufs- und Entwicklungschancen der Geförderten durch eine praxisnahe Ausbildung leistet dieses Programm einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region“, so Clauss. „Es wird die soziale Mobilität fördern, indem es einen Fokus auf sozial Schwache und die Angehörigen von Minderheiten legt und leistet dadurch auch einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und zur Verringerung des Wohlstandsgefälles.“

Clauss würdigte ausdrücklich die Arbeit der HSS wie auch die der anderen in China tätigen deutschen politischen Stiftungen als wichtigen Bestandteil der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und China.

Im Namen der HSS dankte der Leiter des Projektbüros Peking Alexander Birle der Freundschaftsgesellschaft und der Oberen Facharbeiterschule Kashgar für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er hob die wichtige Rolle hervor, die die Stipendiaten nach Abschluss ihrer Ausbildung als qualifizierte Nachwuchskräfte in der Entwicklung Kashgars und Xinjiangs sowie beim Abbau sozialer Ungleichheiten spielen.

Besuch einer Lehrerfortbildung

Bildung ermöglicht nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände

Nach der Überreichung von 12 Stipendienurkunden durch den deutschen Botschafter bedankte sich die Vertreterin der Stipendiaten für die Förderung. Durch die erlernten Kenntnisse und Fertigkeiten werden diese in der Zukunft in der Lage sein, einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Schulleiter Tayier dankte der HSS abschließend für die bisherige Zusammenarbeit und drückte seinen Wunsch nach weiterer Unterstützung bei der Entwicklung der Facharbeiterschule und der Berufsbildung in Kashgar aus. Beim anschließenden Rundgang durch die Schule konnte anhand eines von der HSS durchgeführten Fortbildungskurses im Bereich umweltfreundliche Kfz-Technik für Berufsschullehrer beispielhaft gezeigt werden, unter welchen Bedingungen die Ausbildung der Stipendiaten ablaufen wird.

Ziel des Stipendienprogramms ist es, durch Ermöglichung wirtschaftlicher Teilhabe eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände der lokalen Bevölkerung und damit eine Reduzierung regionaler Disparitäten sowie den Abbau sozialer Spannungen zu unterstützen. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Geförderten nach Abschluss der Ausbildung in ihrer Heimatregion tätig werden, wird die Ausbildung bewusst vor Ort durchgeführt. In Hinblick auf eine bessere Beschäftigungsfähigkeit der Geförderten erfolgt die Ausbildung an Stützpunktschulen der HSS, die einer praxisnahen Ausbildung besonderes Augenmerk schenken. Das Stipendienprogramm konzentriert sich auf zwei Schulen, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten. Ende 2015 wurde an der Facharbeiterschule Anzhuang in Urumqi der erste Kurs im Rahmen der Ausbildung von ausgewählten Berufsschülern begonnen.

Gefördert werden fachlich begabte Schüler und Schülerinnen aus finanziell schwierigen Verhältnissen und Angehörige ethnischer Minderheiten. Um die fachliche Eignung und nachhaltige Förderung zu gewährleisten, müssen die Stipendiaten bereits das erste Ausbildungsjahr erfolgreich absolviert haben. Die Vergabe des Stipendiums erfolgt somit ab dem zweiten Jahr der dreijährigen Facharbeiterausbildung. Die finanziellen Mittel werden jährlich von der HSS zur Verfügung gestellt und durch die CFFPD gemeinsam mit den Partnerschulen verwaltet und ausbezahlt.

Autor: Alexander Birle