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Neue Dialogplattform zum gesellschaftlich-kulturellen Austausch

China ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner, die politischen Kontakte sind derzeit enger als je zuvor. Ab diesem Jahr soll eine hochrangige Dialogplattform dazu beitragen, auch den gesellschaftlichen Austausch zu intensivieren. Die Hanns-Seidel-Stiftung beteiligte sich an der Eröffnungssitzung.

Außenminister Sigmar Gabriel und Vize-Ministerpräsidentin Liu Yandong eröffnen die Sitzung

Am 24. Mai 2017 eröffneten Außenminister Sigmar Gabriel und die chinesische Vize-Ministerpräsidentin Liu Yandong feierlich die erste Sitzung des hochrangigen Deutsch-Chinesischen Dialogs für den gesellschaftlich-kulturellen Austausch in Peking. Ziel dieses neuen Mechanismus ist es, den Austausch beider Länder auf gesellschaftlicher Ebene zu intensivieren und so die strategische Partnerschaft, die wirtschaftlich und politisch auf einer soliden Basis steht, weiter zu bereichern. Prof. Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), nahm sowohl am zentralen Plenum als auch an einem Subforum zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung teil, das mit Unterstützung der Stiftung organisiert worden war.

Männle hielt als Vertreterin der deutschen politischen Stiftungen ein Grußwort auf dem zentralen Plenum

Ein Rahmen für die Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses

Liu unterstrich in ihrem Grußwort die Bedeutung der gesellschaftlichen Dimension der deutsch-chinesischen Beziehungen. Der Mechanismus soll angesichts der Multipolarität der Welt und Vielzahl an globalen Herausforderungen ergebnisorientiert ausgestaltet werden. Insbesondere die Kooperation im Bildungsbereich kann dabei eine wichtige Rolle spielen. 

Die Bundesregierung hofft, so Gabriel in seiner Rede, dass das neue Forum einen Rahmen bilden kann für die weitere Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses. Grundlage dafür ist aber in erster Linie das Engagement eines breiten Spektrums unabhängiger Institutionen aus Kultur, Kunst, Sport, Bildung und Wissenschaft, nicht zuletzt auch die Arbeit der politischen Stiftungen. Aufgabe der Regierungen ist es, die Voraussetzungen für eine lebendige zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen.

Vizebildungsminister Tian Xuejun nannte mit Bildung, Kultur, Medien, Sport und Jugendaustausch fünf Schwerpunktbereiche der Zusammenarbeit im Rahmen des neuen Dialogformats. Im Bildungsbereich wiederum stehen die Förderung des Studierendenaustauschs, Sprachunterrichts, der beruflichen Bildung sowie der universitären Zusammenarbeit im Mittelpunkt.

Als Vertreterin der in China aktiven deutschen politischen Stiftungen hob Männle in ihrer Rede deren besondere Rolle im gesellschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern hervor, die sich durch ein langfristiges und vielfältiges Engagement zur Förderung von Frieden, nachhaltiger Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Partizipation und guter Regierungsführung auszeichnet. Die erfolgreiche Registrierung der Repräsentanzbüros der Stiftungen macht es möglich, auch weiterhin gemeinsam an Lösungen für die globalen Konflikte, Krisen und Herausforderungen der Zukunft zu arbeiten, so Männle.

Männle ging in ihrer Grundsatzrede auf die Bedeutung von Bildung für eine ausgewogene wirtschaftliche und soziale Entwicklung ein

Zukunftsforum zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung

Neben der Hauptveranstaltung waren vier Subforen zu den Themen studentischer Austausch, Kulturaustausch, Film und berufliche Bildung Teil der ersten Sitzung des Dialogs. Auf dem „Deutsch-Chinesischen Zukunftsforum zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung“ trat die HSS gemeinsam mit dem Zentralinstitut für Berufsbildung und dem Chinesischen Verband für Internationalen Bildungsaustausch als Mitorganisator auf. Auch hier sprachen neben Vertretern bilateraler Bildungsprojekte Vize-Ministerpräsidentin Liu sowie Stiftungsvorsitzende Männle.

Im ersten Redebeitrag fasste Yang Jin, Direktor des Zentralinstituts für Berufsbildung, einleitend die Geschichte der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung zusammen. Dr. Bernd Seuling, Leiter des Shanghaier Büros der HSS, stellte im Anschluss Ziele, Projekte und Wirkungen der Arbeit der Stiftung im Bereich der beruflichen Bildung in China vor, die bis in das Jahr 1983 zurückreicht. Lehrerfortbildungen und die Entwicklung handlungsorientierter Curricula für neue Berufsbilder sind dabei nur zwei Aspekte der langjährigen praktischen Arbeit.

Die Zusammenarbeit in der Berufsbildung ist ein zentraler Grundpfeiler des gesellschaftlich-kulturellen Austauschs zwischen Deutschland und China, so Vize-Premierministerin Liu in ihrem anschließenden Grußwort. Gerade vor dem Hintergrund eines stetig wachsenden Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften bestehen zahlreiche Anknüpfungspunkte für mögliche Zusammenarbeit.

An der Sitzung nahmen hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie deutscher und chinesischer Mittlerorganisationen teil

Bildung und soziale Gerechtigkeit

Männle ging in ihrer Grundsatzrede auf die Bedeutung von Bildung für eine ausgewogene wirtschaftliche und soziale Entwicklung ein. Während die Qualität der höheren beruflichen Bildung einerseits zentral ist für die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft, ist Bildung gleichzeitig auch Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit. Bei ihren Maßnahmen legt die HSS deshalb besonderen Wert auf die Förderung benachteiligter sozialer Gruppen und strukturschwacher Regionen.

Auf eine Rede von Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, über Herausforderungen und Handlungsfelder der beruflichen Bildung in Deutschland folgte ein abschließender Veranstaltungsblock, in dem Beispielprojekte der praktischen Zusammenarbeit vorgestellt wurden. Hier gab Dr. Michael Klaus, Leiter des Projektbüros Shandong der HSS, einen Überblick über die Arbeit der Stiftung am Berufsbildungszentrum Pingdu sowie den integrierten Ansatz der Stiftungsarbeit in China insgesamt, die neben dem Bereich Bildung auch ein Programm zur Entwicklung ländlicher Räume sowie Projekte zur Zusammenarbeit zu politischen und rechtlichen Themen umfasst.

Ein anschließendes Gespräch der Vorsitzenden mit Wang Jiping, Abteilungsleiter für Berufs- und Erwachsenenbildung im chinesischen Bildungsministerium, diente der Erörterung von Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit im Bildungsbereich, die neben der Lehrerfortbildung und Förderung der höheren beruflichen Bildung auch die Anpassung der Berufsbildung an die Digitalisierung der Industrie sowie Maßnahmen im Bereich Armutsbekämpfung umfassen soll.

Autor: Jonas Rasch