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Altstipendiaten besuchen Projekte zur Ländlichen Entwicklung in Shandong

Im Juni 2015 besuchten Mitglieder der Altstipendiatenvereinigungen aus Peking und Shanghai die Provinz Shandong, um sich über die Aktivitäten der Hanns-Seidel-Stiftung im Bereich Ländliche Entwicklung zu informieren.

Yuan Xiangsheng begrüßt die Teilnehmer in Nanzhanglou

Seit Beginn der 1980er Jahren fördert die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in Zusammenarbeitmit einer Reihe chinesischer Partnerorganisationen den Austausch zwischen Deutschland und China mit einem Stipendienprogramm, das seitdem vielen hundert Studierenden und jungen Berufstätigen einen Studien- oder Fortbildungsaufenthalt in Deutschland ermöglicht hat. 2005 und 2010 wurden unter dem Dach der Vereinigung für Studienrückkehrer aus dem Westen (Western Returned Scholars Association) die Altstipendiatenvereinigungen Peking und Shanghai gegründet, die vom Institut für Begabtenförderung der HSS finanziert werden. Durch regelmäßige Veranstaltungen zu wissenschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Themen fördern die Vereinigungen das Wissen über Deutschland in China und bieten einen Rahmen für die Kontaktpflege innerhalb des Netzwerks der Altstipendiaten der HSS in China.

Am 20. und 21. Juni 2015 organisierten die Vereinigungen gemeinsam mit den HSS-Projektbüros in Beijing, Qingzhou und Shanghai für interessierte Mitglieder eine Fachexkursion zum Bildungs- und Forschungszentrum für Flurneuordnung und Landentwicklung in Qingzhou, Provinz Shandong, an der auch Dr. Michael Czepalla, Leiter des Referats für Auslandsstipendiaten der HSS, teilnahm. 

Michael Czepalla im Gespräch

Kooperation Kern der Ländlichen Entwicklung

Das zweitägige Programm begann mit einem Vortrag von Dr. Michael Klaus, dem Projektleiter der HSS in Shandong, zu Grundlagen des Ansatzes der Ländlichen Entwicklung und dessen Umsetzung in Pilotprojekten in China. Klaus ging dabei insbesondere auf den interdisziplinären Charakter der Bemühungen um die Verbesserung der Lebensverhältnisse in ländlichen Regionen ein. Nachhaltige Erfolge lassen sich nicht durch einmalige Maßnahmen zur Flurneuordnung oder Investitionen in die Erneuerung der dörflichen Infrastruktur erzielen. Entscheidend ist vielmehr die langfristige Kooperation aller beteiligten Gruppen, von der lokalen Bevölkerung über die zuständigen Beamten bis zu den koordinierenden Behörden und Ministerien auf Provinz und Landesebene. Wirtschaftliche, soziale, rechtliche und ökologische Aspekte müssen miteinander in Einklang gebracht werden, so Klaus, was ein aufeinander abgestimmtes Vorgehen aller Akteure verlangt. Die Koordination derart vielschichtiger Kooperationen zwischen unterschiedlichsten Gruppen stellt in China oftmals eine große Herausforderung dar, weshalb sie in den letzten Jahren zunehmend in den Mittelpunkt des Engagements der Stiftung im Bereich ländliche Entwicklung rückt. 

Die Altstadt von Qingzhou

Wirtschaftliche Belebung durch Diversifizierung

Anschließend besuchte die Gruppe das Dorf Nanzhanglou, in dem 1990 das Engagement der HSS im Bereich Ländliche Entwicklung in China begann. Nach einem Rundgang durch das Dorf und einem Gespräch mit Bürgermeister Yuan Xiangsheng begleitete dieser die Gruppe auf einer Rundfahrt durch die nähere Umgebung, um Einblicke in verschiedene Aspekte des Pilotprojektes und seiner Auswirkungen zu gewähren. Während in vielen ländlichen Regionen Chinas sehr kleinteiliger Landbau betrieben wird, der den Familien keine ausreichende Lebensgrundlage bietet, wurden in Nanzhanglou Flächen zusammengelegt und Infrastruktur geschaffen, die eine effizientere Bewirtschaftung ermöglichen. Gleichzeit sind in der gesamten Region kleine und mittlere Privatbetriebe entstanden, die durch Veredelung landwirtschaftlicher Produkte oder Spezialisierung neue Einkommensmöglichkeiten geschaffen haben.

Ein Besuch der Kreisstadt Qingzhou machte abschließend deutlich, dass die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Diversifizierung nicht nur in Nanzhanglou, sondern in der gesamten Region erkannt wurde. Der Versuch, Anreize für die Ansiedlung innovativer Unternehmen zu schaffen, geht einher mit der Einrichtung von Landschaftsschutzgebieten im Umland und der Erneuerung des Stadtkerns, im Zuge dessen Altbestand aus den 1980er und 1990er Jahren mit neuen Fassaden versehen wird. Ziel ist die Erhöhung von Attraktivität und Lebensqualität unter anderem in der Hoffnung, dass auch Qingzhou in Zukunft vom stark wachsenden Tourismusmarkt in China profitieren kann.

Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas macht also, zumindest in Shandong, nicht vor den ländlichen Regionen Halt und führt auch dort zu massiven Veränderungen. Die HSS wird diesen Prozess auch in Zukunft beratend begleiten. 

Autor: Jonas Rasch