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30 Jahre Partnerschaft Shandong – Bayern: Internationale Konferenz zur Entwicklung ländlicher Räume

Seit 30 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Freistaat Bayern und der Provinz Shandong. Zu diesem Anlass lud die Hanns-Seidel-Stiftung in Kooperation mit dem chinesischen Ministerium für Land und Ressourcen vom 11. bis 13. Mai 2017 zu einer internationalen Konferenz zum Thema „Integrierte Entwicklung im ländlichen Raum und Territorial Governance“ ein.

Ministerpräsident Seehofer bei der Eröffnung der Konferenz

Zahlreiche hochrangige Politiker und internationale Experten nahmen an der dreitägigen Veranstaltung in Jinan, der Hauptstadt Shandongs, teil. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und Wang Shujian, Vizegouverneur der Provinz, hielten die Eröffnungsreden. In einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Partnerschaft hob Wang die Vorbildfunktion des erfolgreichen Pilotprojektes der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) zur Dorferneuerung in Nanzhanglou hervor, mit dem das bayerische Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der HSS 1988 das erste internationale Projekt im Bereich Flurbereinigung in China gestartet hatte. Heute dient es zahlreichen Gemeinden und Regionen über die Grenzen Shandongs und  Chinas hinaus als Vorbild. Die jährlich stattfindende gemeinsame Konferenz biete einen guten Rahmen, um weiterhin intensiven Austausch und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten, so Wang.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer brachte in seinem Grußwort seine Wertschätzung für die bisherige Zusammenarbeit zwischen Bayern und Shandong zum Ausdruck. Die Ländliche Entwicklung sei eines der zentralsten Themen des 21. Jahrhunderts – sowohl für Bayern, als auch für Shandong. Um Prosperität zu erlangen, sei es nach Meinung Seehofers für jedes Land von zentraler Bedeutung, dass alle Landesteile an dessen Entwicklung teilhaben.

Ursula Männle und Bai Xingbi unterzeichnen den neuen Kooperationsvertrag

Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Land und Ressourcen

Im Vorfeld der Veranstaltung unterzeichneten Prof. Ursula Männle, Vorsitzende der HSS, und Bai Xingbi, Vize-Generaldirektor der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit, Wissenschaft und Technologie des Ministeriums für Land und Ressourcen (MLR), eine Kooperationsvereinbarung für weitere drei Jahre. Die Zusammenarbeit bei der Entwicklung ländlicher Räume soll hiermit fortgesetzt und weiter vertieft werden.

In ihrer Eröffnungsrede hob Männle die gute Partnerschaft zwischen Shandong und Bayern hervor. Sie dankte dem MLR, dem Chinesischen Institut für Vermessung und Landesplanung (China Land Surveying and Planning Institute, CLSPI) sowie dem Zentrum für Flurneuordnung und Rekultivierung (Land Consolidation and Rehablilitation Center, LCRC) für die Organisation der Konferenz. Die Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum sei ein zentrales Ziel der internationalen Arbeit der HSS, so Männle. Sie sei davon überzeugt, dass die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem MLR und der HSS an die bisherige hervorragende Zusammenarbeit anknüpfen werde.

Wissenschaftlicher Austausch renommierter Experten

Experten aus neun Ländern – China, Deutschland, Vietnam, Thailand, Kambodscha, Laos, Malaysia, den Philippinen und Südkorea – teilten ihren Erfahrungsschatz in den folgenden drei Tagen in Form von Vorträgen, Workshops und Fachgesprächen. Sie alle trugen damit maßgeblich zum Erfolg der Konferenz bei. 

China setzt bei der Ländlichen Entwicklung stark auf die Urbanisierung des ländlichen Raumes und auf flächenhafte, immer mehr auch ökologisch und multifunktional ausgerichtete Flurbereinigung. Hierüber berichteten Zhang Xiaoling, Chefingenieurin des CLSPI, Gao Shichang, Experte des LCRC, und Wan Yang, Direktor des Landesa Instituts für Ländliche Entwicklung China, in ihren Vorträgen.

Prof. Dr. Ainul Maria Binti Maidin, Direktorin am Institut für Unternehmensstrategie der Internationalen Islamischen Universität Malaysia, und Prof. Dr. Rowena Dela Torre-Baconguis, Direktorin des Instituts für Governance und Ländliche Entwicklung der Universität der Philippinen, stellten die aktuellen Tendenzen Ländlicher Entwicklung in Malaysia und auf den Philippinen vor. Interessant hierbei war der Ansatz zahlreicher gemeindebasierter Aktionen und Programme auf lokaler Ebene.

Wolfgang Ewald, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, trug mit einem Vortrag zu Landentwicklung und Integrierter Ländlicher Entwicklung impulsgebend zur Konferenz bei. Prof. Holger Magel, Technische Universität München, erläuterte eingangs sein Modell der Räumlichen Gerechtigkeit, das Grundlage der Beratungen der Enquetekommission des Bayerischen Landtags für die Diskussion gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen ist.

Besonders wichtige Beiträge besprachen außerdem die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 (Prof. Woo-Kyun Lee, Korea Universität, und Frau Prof. Ainul Maidin), Governance (Willi Zimmermann, Experte für Bodenpolitik, und Frau Prof. Rowena Dela Torre-Baconguis), den Aufbau von Kapazitäten (Dr. Fahria Masum, Beraterin für Landmanagement) und internationale Vernetzung (Christian Graefen, Projektleiter Landmanagement und Bodenpolitik, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). Als herausragender Erfolg der Konferenz darf die Zusage von Christian Graefen gesehen werden, sich zukünftig an den Aktivitäten des Bildungs- und Forschungszentrums für Flurneuordnung und Landentwicklung (BFL) der HSS in Qingzhou beteiligen zu wollen.

Ergebnisse für starke Zukunftsperspektiven

Im Ergebnis waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen ländlicher und städtischer Entwicklung in den jeweiligen nationalen Entwicklungsstrategien unbedingt eine tragende Rolle spielen sollte. Hierbei sollte sich Landmanagement an einer globalen Agenda, wie etwa den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, orientieren und gleichzeitig ein gutes Ressourcenmanagement und unterschiedliche regionale Landnutzungsstrategien berücksichtigen. Zur Umsetzung eines guten Landmanagements ist gute Regierungsführung von zentraler Bedeutung. Gut funktionierende Institutionen und Akteure, die transparent und effizient zusammenarbeiten, sind entscheidend für die Zukunft ländlicher Regionen.

Interessant war hierbei die Erkenntnis, dass der Terminus „rural/ländlich“ noch keine international einheitliche Definition besitzt.

Zahlreiche Beiträge und Diskussionen führten ferner zu der Erkenntnis, dass Flurbereinigung sich nicht ausschließlich an der Agrarwirtschaft orientieren, sondern auch die Bedürfnisse von Gemeinden und Menschen im Blick behalten sollte. Mögliche relevante Themenfelder hierbei sind Dorferneuerung, Tourismus, Umweltschutz und Landschaftsverschönerung. 

Der Ausbau entsprechender Kapazitäten könnte Experten das Umdenken erleichtern und Bildungsinitiativen, Berufsbildung und Forschung dabei helfen, das Thema Ländliche Entwicklung auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen. Um globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungsunsicherheit und Migration mit intelligenten Lösungsansätzen zu begegnen, sehen die Teilnehmer schließlich den internationalen Austausch von Wissen als zentralen Faktor an.

Dr. Michael Klaus, Projektleiter des BFL Qingzhou, dankte zum Abschluss allen Teilnehmern für ihre zahlreichen und wertvollen Beiträge. Die Konferenz habe eine ideale Plattform für alle Teilnehmer geboten, um sich auszutauschen, Netzwerke auszubauen und neue Kontakte zu knüpfen. Gerne wolle Klaus dem Wunsch der Teilnehmer entsprechen und die Konferenz wiederholen. So schlossen die Feierlichkeiten zu 30 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit einer starken Perspektive für die Zukunft.

Autorinnen: Melanie Kade und Zhang Wenjun