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Schutz des Kulturerbes der She-Nationalität in den Bergen der Provinz Zhejiang
14. Asien-Pazifik-Meeting der Regionalen BNE-Kompetenzzentren der UN-Universität

Im Rahmen des jährlichen Asien-Pazifik Meetings der Regionalen Kompetenzzentren für eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), einem weltweiten Zusammenschluss unter dem Dach der UN-Universität in Tokio, wurden vom 19. bis 21. Juli 2022 Best-Practice-Beispiele ausgetauscht. Das Thema der Tagung lautete „Empowering Local Wisdom for Education for Sustainable Development“.

Auf der Tagung in Malaysia stellten Vertreter aus dem gesamten Asien-Pazifik-Raum vor, wie in ihren Ländern vor Ort traditionelles lokales Wissen genutzt wird, um der jungen Generation Zukunftskompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung zu vermitteln.

Chen Haiping (links) vor Ort in Jingning

Traditionelle Lebensweisen sind in vielfacher Weise nachhaltiger als unsere heutigen auf Konsum und wirtschaftliches Wachstum ausgerichteten Gesellschaften. Durch die Bewahrung und Wiederbelebung traditioneller Kultur stärken wir unsere eigene kulturelle Identität, erleben eine größere Vielfalt und leisten einen Beitrag zur Stärkung unseres Umweltbewusstseins.

Das Projekt Zhejiang der HSS stellte in ihrem Online-Beitrag zur Konferenz stellvertretend für das Regionale BNE-Kompetenzzentrum Hangzhou ein Projekt unter Leitung von Chen Haiping, einem Kunst- und Kulturwissenschaftler der Zhejiang International Studies University vor.

Das Projekt dreht sich um die Volksgruppe der She, eine von Chinas 55 offiziell anerkannten nationalen Minderheiten. Rund 90% der insgesamt rund 750.000 She leben in den Bergen Zhejiangs sowie der angrenzenden Provinz Fujian. Jingning in der Provinz Zhejiang ist der einzige autonome Kreis der She-Nationalität in ganz China, weshalb ihm eine besondere Bedeutung zum Schutz der traditionellen Kultur dieser außerhalb von China weitgehend unbekannten nationalen Minderheit zukommt. Wie bei vielen anderen kleineren Volksgruppen weltweit droht auch das Erbe der She mit der Modernisierung des Lebensstils nach und nach in Vergessenheit zu geraten.

Umso wichtiger ist es daher, dass sich engagierte Menschen für den Erhalt lokalen kulturellen Erbes einsetzen und auch international zu diesem Thema in einen Dialog treten.

Der Kunstpädagoge Chen Haiping, der selbst aus dem autonomen She-Kreis Jingning stammt, ist voller Leidenschaft für die traditionellen Gebrauchsgegenstände der She und die Geschichten, die dahinterstehen. Von beinahe jedem Besuch in Jingning und den umliegenden Dörfern bringt er neue Alltagsgegenstände mit, deren Zweck sich dem unbedarften Betrachter oft nicht auf den ersten Blick erschließt. Weil sich die Lebensrealität in unserer modernen Welt so stark von der Tradition unterscheidet, erkennen wir den Nutzen vieler damals alltäglicher Gegenstände heute nicht mehr. Das bedeutet, dass jeder Gegenstand auch eine Geschichte in sich trägt, die erzählt werden will.

Um in Vergessenheit geratene Alltags-Artefakte zum Sprechen zu bringen, konserviert Chen die Stücke und verewigt sie gemeinsam mit seinen Studierenden in Form von analoger und digitaler Kunst. Jeden Sommer besucht er mit einer Gruppe von Freiwilligen Dörfer in Zhejiang, um traditionelle Kultur aus erster Hand zu erleben. Sie identifizieren gemeinsam traditionelle Objekte, die sie in Form von Zeichnungen sowie Foto- und Videokollagen künstlerisch verarbeiten. Gleichzeitig bekommen sie einen unmittelbaren Eindruck in die nachhaltigen Lebensweisen der She und anderer lokaler Kulturen. Die Kunstwerke werden später an der Universität, in Grundschulen und an öffentlichen Plätzen ausgestellt, um noch mehr Menschen für nachhaltige traditionelle Lebensweisen zu sensibilisieren.

Gemeinsam mit dem Regionalen BNE-Kompetenzzentrum Hangzhou plant die HSS das Projekt zur Bewahrung der She-Kultur in den kommenden Jahren stetig weiterzuentwickeln. Traditionelle lokale Kultur bietet zahlreiche Ansatzpunkte zur Förderung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung, die künftig im Austausch mit deutschen und internationalen Experten auch im Rahmen von Lehrerfortbildungen eine wichtige Rolle spielen sollen.

Autor: Dominik Sprenger