Markus Ferber, MdEP, besuchte HSS-Projekte in China
Ländliche Räume stärken - die Menschen einbeziehen
Markus Ferber, MdEP, tauscht sich mit dem stv. Generaldirektor der Provinzregierung Shandong über gemeinsame zukünftige Themen und Arbeitsfelder aus.
Ländliche Räume stärken - die Menschen als Experten ihres Lebensumfelds ernst nehmen
Beim Blick auf die rasante wirtschaftliche Entwicklung und der großen Zahl moderner Großstädte in China übersieht man leicht, dass rund 40% der Bevölkerung auf dem Land lebt und ein Großteil davon in der Landwirtschaft arbeitet. Die ökonomischen und sozialen Unterschiede zwischen Land und Stadt sind Herausforderungen, denen China mit Reformen begegnen möchte. Grund genug für die HSS, die seit rund 30 Jahren in China arbeitet, auch Projektstandorte auch abseits der Ballungszentren zu fokussieren.
Gemeinsam mit dem chinesischen Ministerium für natürliche Ressourcen arbeitet die HSS daran, ländliche Räume in China zu stärken – mit einem Ansatz, der auf Bürgerbeteiligung setzt und den Menschen als Experten seines Lebensumfelds ernst nimmt. In einer Zeit wachsender globaler Herausforderungen stehen dabei nicht nur strukturelle (raum-)planerische Änderungen vor Ort im Mittelpunkt, sondern auch die Frage, wie demokratische Prinzipien wie Teilhabe und Eigenverantwortung in sehr unterschiedlichen politischen Kontexten funktionieren können.
Herzlicher Empfang durch den Bürgermeister eines Dorfes in der Provinz Shandong.
Wichtige Zukunftsthemen dieser Kooperation sind die Resilienz gegen den Klimawandel und die Wiederherstellung der Natur nach Eingriffen durch den Menschen – Themen, die weltweit an Relevanz gewinnen und nach gemeinsamer Verantwortung verlangen.
Ein konkretes Beispiel bot sich dem HSS-Vorsitzenden bei seinem Besuch im Dorf Nanzhanglou in der Provinz Shandong: Dort wird Ländlicher Raum als multifunktionaler Lebensraum gedacht – als Wirtschaftsraum, Erholungsort und generationenübergreifender Lebensraum zugleich. Entscheidender Impuls: ein Bottom-up-Prinzip, das Bürger aktiv in Planungs- und Entwicklungsprozesse einbindet. Markus Ferber, MdEP, äußerte beim Austausch mit der Verwaltungsebene des Dorfes: „Nanzhanglou übt auf seine Region eine Magnetfunktion aus. Es zeigt, dass dies auch im Ländlichen Raum geschaffen werden kann, wenn man sich auf seine Stärken besinnt und sie konsequent weiterentwickelt.“
Vize-Minister Du, Jiangfeng, mit Herrn Ferber im Bildungsministerium.
Bildung als Schlüssel zur Verständigung: Gemeinsames Lernen für eine nachhaltige Zukunft
Ein weiteres zentrales Handlungsfeld der Hanns-Seidel-Stiftung in China ist seit den frühen 1980er Jahren das Thema Bildung. Im Mittelpunkt stehen hier aktuell die Förderung von Bildungsgerechtigkeit, der Wissenstransfer in strukturschwache Regionen sowie die Stärkung der Beruflichen Bildung. Bildung wird nicht nur als individuelles Aufstiegsmittel verstanden, sondern als gesamtgesellschaftlicher Hebel für Entwicklung – gerade in ländlichen Räumen.
Da sich Nachhaltigkeit nur ernsthaft vermitteln lässt, wenn man kritisches Denken, globale Perspektiven und lokales Handeln miteinander verbindet, ist das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) seit 2019 fester Bestandteil der Projektarbeit der HSS.
Beim Gespräch im Bildungsministerium unterstrich der HSS-Vorsitzende die Notwendigkeit, vor allem jungen Menschen konkrete Möglichkeiten für Begegnung und Austausch zu bieten. Deshalb arbeitet die HSS in China mit der Perspektive: Wer die Welt verstehen will, muss sie erleben dürfen. Persönliche Erfahrungen vor Ort schaffen mehr als nur Wissen – sie ermöglichen gegenseitiges Verstehen. Und genau daraus kann eine Partnerschaft entstehen, die über politische Systeme hinweg tragfähig ist.
Austausch mit dem Vize-Präsidenten, Herrn Jiang Jiang, der Gesellschaft der Freundschaft des chinesischen Volkes mit dem Ausland (Freundschaftsgesellschaft) und Vortragsveranstaltung.
Gemeinsame Herausforderungen – geteilte Verantwortung
Die Gesellschaft der Freundschaft des chinesischen Volkes mit dem Ausland (Freundschaftsgesellschaft) ist der älteste Partner der Hanns-Seidel-Stiftung in China – ein Beleg für die lange Geschichte vertrauensvoller Zusammenarbeit. Seit der offiziellen Aufnahme der Stiftungsarbeit im Jahr 1980 bildet sie eine lebendige Plattform für den politischen Dialog und den fachlichen Austausch zu Themen von gemeinsamem Interesse: vom Strukturwandel über Stadt- und Landentwicklung bis hin zu aktuellen Fragen der deutschen und europäischen Politik.
Bei einer Vortragsveranstaltung vor wissenschaftlichem Publikum sprach Markus Ferber, MdEP, über die gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen in Europa und Deutschland sowie über das komplexe Verhältnis zu China: „Es liegt in unserer Hand, die Herausforderungen unserer Zeit in Chancen zu verwandeln“. In der anschließenden Diskussion wurden zentrale Themen wie territoriale Integrität, Stabilitätspakte und die Widerstandsfähigkeit demokratischer Systeme vertieft.