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Einblicke in das chinesisch-deutsche Forschungsprojekt "Umweltbildung"

Seit Anfang 2015 führt die Hanns-Seidel-Stiftung gemeinsam mit Partnern ein Projekt zur Umweltbildung an chinesischen Grundschulen durch. Im Folgenden gibt Kathrin Plank von der Universität Passau einen Überblick über Ziele, Arbeitsschwerpunkte und Perspektiven der Kooperation.

Die Grundschulen werden von den Projektpartnern ausgezeichnet

Nachhaltiger Umweltschutz, eine generationen- und regionengerechte Entwicklung bedarf handlungsfähiger, vor allem aber auch handlungsbereiter gesellschaftlicher Akteure. Menschen, die nicht nur umwelt- beziehungsweise partizipationsspezifische Wissensinhalte und Kompetenzen aufweisen, sondern darüber hinaus auch die notwendigen Haltungen und Bereitschaften. Bereits im Rahmen des Artikels 36 des während der Weltkonferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 beschlossenen entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramms „Agenda 21“ wurde Bildung als Schlüsselfaktor auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit bezeichnet.

In institutionalisierten Bildungs- und Erziehungsprozessen nehmen in diesem Zusammenhang vor allem kompetent und kritisch agierende Lehrkräfte eine entscheidende Rolle ein. Lehrkräfte, die eine nachhaltige Umweltbildung umfassend und reflektiert begleiten, benötigen neben der eigenen umweltschutzbezogenen Gestaltungskompetenz zudem Fähigkeiten im Bereich methodisch-didaktischer Überlegungen.

Gestaltungskompetenz: Das Konzept der Gestaltungskompetenz umschreibt spezifische Problemlösungs- und Handlungskompetenzen, das heißt Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissensbestände, die zu jener verantwortungsbewussten Mitgestaltung der gesellschaftlichen Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung durch Veränderungen im Bereich ökologischen, ökonomischen und sozialen Handelns befähigen, und setzt sich aus verschiedenen Teilkompetenzen zusammen.

Hans Fuchs (Universität Passau) an der Zentralen Grundschule Chaochun in Shanghai

Projektziele und -partner

Die Anbahnung derartiger Fähigkeiten bei Lehrkräften sowie die Entwicklung umweltschutzbezogener Kompetenzen, Haltungen und Bereitschaften seitens der Schüler chinesischer Grundschulen stehen im Fokus des auf eine dreijährige Laufzeit angelegten chinesisch- deutschen Forschungsprojektes der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) zur Umweltbildung. An der Entwicklung von zehn Modulen aus dem Bereich der Umweltbildung, die zum Einsatz an Grundschulen spezifischer chinesischer Provinzen gedacht sind, sind Vertreter des Lehrerfortbildungszentrums der Stadt Shanghai und der Zhejiang International Studies University (ZISU) sowie Fachpersonal aus 19 Stützpunkt-Grundschulen beteiligt. Eine Steuergruppe der Universität Passau wurde im Rahmen des von der HSS durchgeführten Projektes mit der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluierung der Modulentwicklung beauftragt.

Kathrin Plank (Universität Passau) gibt eine Fortbildung an der Tian Yi Grundschule in Shanghai

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte

Im Rahmen der im März 2015 angesetzten Kick-Off-Veranstaltung einigten sich die beteiligten Projektpartner auf ein Memorandum of Understanding sowie auf jeweils abgestimmte Roadmaps. Daran schlossen sich in den Folgemonaten unter anderem die Entwicklung eines Leitfadens zur Modulentwicklung sowie die expertengestützte Erarbeitung erster Modulentwürfe an.

Diese Entwürfe bildeten den Ausgangspunkt für das Fortbildungsprogramm, das neben der Hospitation der Stützpunktschulen, der Präsentation weiterer Zwischenergebnisse der Modulentwicklung und Arbeitsgesprächen im Fokus des Aufenthalts der Universität Passau in China zwischen dem 13. und 29.10.2015 standen.

Die zweiphasig aufgebaute Fortbildung stellte an den jeweils ersten beiden Fortbildungstagen das Konzept der Gestaltungskompetenz sowie eine Einführung in exemplarische Methoden und Medien der Umweltbildung in den Mittelpunkt. Die jeweils erste Phase der Fortbildung wurde am 13. und 14.10.2015 an der Tian Yi Grundschule in Shanghai für die Lehrkräfte und Experten der Provinzen Shanghai, Yunnan, Qinghai und Xinjiang und am 20. und 21.10.2015 an der Aishan Grundschule in Huzhou für die Lehrkräfte und Experten der Provinz Zhejiang angeboten. Die zweite Phase der Fortbildung, die für die Teilnehmer aller beteiligten Provinzen gemeinsam umgesetzt wurde, ermöglichte den Beteiligten einen Einblick in die Rahmenbedingungen der Evaluation des Projektes sowie die Einführung und Diskussion der Modifikation eines Modulrasters. Der Rahmen des gemeinsamen Fortbildungstages konnte zudem genutzt werden, um den involvierten Stützpunktschulen die Auszeichnung als zertifizierte Projektpartner zu verleihen.

Wesentliche Perspektiven zur Weiterarbeit eröffneten des Weiteren die Hospitationen ausgewählter Stützpunktschulen. Die Vertreter der Steuergruppe Passau erhielten dabei einen Einblick in die Leitbilder, die Ausstattung und den Unterrichtsalltag der Schulen sowie in den aktuellen Stand der Modulentwicklung und hatten die Gelegenheit, diese Eindrücke durch ein Feedback-Gespräch an die zuständigen Lehrkräfte zurückzumelden. So wurden unter anderem die Da Hu Shan Rd. Nr. 1 Grundschule, die Shanghai Experimental Grundschule und die Chao Chun Zentrale Grundschule in Shanghai sowie die Qiushi Grundschule in Hangzhou hospitiert.

Weitere Impulse für die Koordination der Projektpartner-Kooperation sowie für die Ausrichtung der wissenschaftlichen Evaluation ermöglichten die Arbeitsgespräche zwischen Vertretern des Lehrerfortbildungszentrums der Stadt Shanghai, der HSS und der Steuergruppe der Universität Passau am 15. und 26.10.2015 sowie zwischen Vertretern der ZISU, der HSS und der Steuergruppe der Universität Passau am 23.10.2015. So wurde unter anderem ein Leitfaden zur Einführung in die Bearbeitung der Modulraster erarbeitet, der den beteiligten Lehrkräften als Orientierung im formalen Modularisierungsprozessdient.

Perspektiven

Eine Fortsetzung der gemeinsamen Projektkoordination erfolgte im Rahmen des Steuergruppen-Symposiums im November 2015 an der Universität Passau. Neben Vorträgen und Workshops praktischer wie fachwissenschaftlicher Experten und einer reflektierten Weiterarbeit an den Strukturen der Modulentwicklung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit zur Hospitation von Best-Practice-Beispielen im Bereich der Umweltbildung. Im März 2016 wird darüber hinaus eine Fortbildungsreihe zum Thema „Handlungsorientierte Umweltbildung aus der pädagogischen Praxis“ in den Provinzen Shanghai und Zhejiang stattfinden. Weitere Bildungs- und Wissenstransfermaßnahmen in den strukturschwachen Regionen Westchinas sind ebenfalls für das Jahr 2016 vorgesehen.

Autorin: Kathrin Plank, Universität Passau