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HSS-Vorsitzender MdEP Markus Ferber anlässlich des 65. Jubiläums der Zhejiang International Studies University: die deutsch-chinesische Zusammenarbeit leistet einen Beitrag zur Erreichung der globalen Zielsetzungen

Die Zusammenarbeit zwischen der Hanns-Seidel-Stiftung, der Zhejiang International Studies University und dem Lehrerfortbildungszentrum der Provinz Zhejiang verdeutlicht die Weiterentwicklung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit: im Vordergrund stehen gemeinsame Herausforderung und globale Zielsetzungen. Zu den Schwerpunktthemen der Zusammenarbeit gehören die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Führungspersonal sowie die Bekämpfung des Klimawandels.

Hintergründe der Zusammenarbeit

Am 31.10.2020 feierte die Zhejiang International Studies University (ZISU) ihren 65-jährigen Geburtstag. Als Vorgänger der ZISU diente das 1955 gegründete Zhejiang Institute of Education, dass 2010 in Zhejiang International Studies University ​​umbenannt wurde.

Auf dem Campus der ZISU ist auch das Lehrerfortbildungszentrum der Provinzregierung Zhejiang (LFZ Zhejiang) beheimatet. Im Jahr 1988 unterzeichneten das Bildungsamt der Provinz Zhejiang und die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) erstmalig eine Kooperationsvereinbarung zur Zusammenarbeit in der Lehreraus- und Weiterbildung. Die Zusammenarbeit nahm schon damals eine Vorreiterrolle ein – es war einer der ersten internationalen Kooperationsprojekte des Bildungsamtes der Provinz Zhejiang.

Die Kooperationen zwischen der HSS und der ZISU sowie mit dem LFZ Zhejiang konzentrieren sich auf die Weiterentwicklung und Forschung im Bildungsbereich. Unter Einbeziehung deutscher und chinesischer Entscheidungsträger wird ein Fokus auf die Entwicklung der Lehreraus- und Weiterbildung gelegt. Durch gemeinsame Forschungsprojekte werden Curricula, Fortbildungen und Kurse entwickelt, die sich an Dozenten, Lehrerfortbildner, Lehrer und an (Lehramt-)Studierende richten.

Ein Beispiel zur Breitenwirkung der Arbeit: Das LFZ Zhejiang ist für die Weiterbildung von ca. 500.000 Lehrerfortbildnern und Lehrern in der Provinz Zhejiang zuständig.

Entwicklung der Zusammenarbeit in Zhejiang: Vom Empfänger zum internationalen Impulsgeber

Die 32-jährige Zusammenarbeit mit der ZISU bzw. mit dem LFZ Zhejiang spiegelt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Chinas wieder. In den ersten Jahrzehnten trug die Partnerschaft vor allem zur Etablierung von Lehreraus- und Weiterbildungsstrukturen in der Provinz Zhejiang bei. Anschließend wurde der „Westtransfer“, also die Übertragung von erlangten Wissen und Kompetenzen in die weniger entwickelten Regionen Chinas aus der Provinz Zhejiang verstärkt.

Seit dem Jahr 2015 wird ein Schwerpunkt auf die Implementierung und Lokalisierung der „Ziele der Nachhaltigen Entwicklung“ der VN gelegt. Im Jahr 2017 wurden gleich zwei neue Forschungszentren von der HSS hierzu an der ZISU mitgegründet.

Das vom nationalen Bildungsministerium anerkannte „Zentrum für Deutschlandstudien“ trägt zu der Verständigung zwischen Europa/Deutschland und China bei. Das Zentrum hat u.a. als Aufgabe, Hintergrundmaterialien für die Entscheidungsträger der Provinzregierung Zhejiang zu erstellen und zum deutsch-chinesischen wissenschaftlichen Diskurs beizutragen. Das „Regional Centre of Education for Sustainable Development Hangzhou”, kurz RCE Hangzhou, hat als Zielsetzung die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Region um die Provinzhauptstadt Hangzhou zu stärken. Das von der Universität der Vereinten Nationen anerkannte RCE Hangzhou verbindet Akteure aus Ministerien, Provinzregierung, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und aus der Zivilgesellschaft. Durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Partnereinrichtungen konnten innovative Bildungsprojekte gestartet werden. Ein Beispiel: im Jahr 2019 gewann ein deutsch-chinesisches Projekt zum Schutz der Wasserressourcen die höchste Auszeichnung eines Wettbewerbs der Universität der VN.  Dieser Erfolg trug dazu bei, dass vermehrt deutsch-chinesische Lehr- und Lernmaterialen sowie Best-Practice-Beispiele in weitere Sprachen übersetzt und über die VN (hier UNESCO) weltweit veröffentlicht werden.  Somit wirkt die deutsch-chinesische Zusammenarbeit auch über die Landesgrenzen Chinas hinaus.

Ausblick: Mehrebenenansatz als Beispiel für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit

In einer Videobotschaft wies Markus Ferber auf die Evolution der Partnerschaften in Zhejiang hin.

Neben den [Anm. direkt betroffenen] Individuen leistet unsere Partnerschaft auch einen Beitrag zur Lösung gemeinsamer globaler Herausforderungen. Zu diesen gehört die Bekämpfung des Klimawandels. Bis 2050, so lautet die Zielsetzung der Europäischen Union, soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. China strebt eine Klimaneutralität bis 2060 an

Die Aussage verdeutlicht die Weiterentwicklung und die Zukunft der Partnerschaft. Es sollen selbstreflektierende Individuen und Weltbürger aus- und weitergebildet werden, die gemeinsam globale Herausforderungen lösen können. Dies benötigt Personen in Europa und in China, die über Landes- und Kulturgrenzen miteinander über gemeinsame Themen kommunizieren können und wollen.

Der Ansatz der Hanns-Seidel-Stiftung in Zhejiang zielt in diesem Rahmen auf mehrere Ebenen – von konkreten Austausch- und Forschungsprojekten bis hin zum politischen Dialog.

Ein Beispiel: Seit 2015 führt die HSS gemeinsam mit dem LFZ Zhejiang und mit der ZISU gemeinsame Projekte zur Aus- und Fortbildung von Lehrkräften im Bereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) durch. Diese Projekte richten sich vor allem an junge Dozenten, Lehrerfortbildner, Lehrer und an Studierende. In einem Austausch mit Partneruniversitäten und Schulen in Deutschland, bekommen die Teilnehmer hier eine Möglichkeit sich mit dem jeweiligen Bildungssystemen Chinas und Deutschlands bekannt zu machen. Zudem können sie in einem Austausch methodisch-didaktische Konzepte zur Implementierung einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in den jeweiligen Bildungswesen erarbeiten. Flankierend wurde im Jahr 2020 eine Seminarreihe zum Thema „Europa und China: Trendsetter in der nachhaltigen Entwicklung?“ gestartet. Die Seminarreihe verbindet die aus- und weitergebildeten Akteure aus der ZISU und dem LFZ Zhejiang mit Entscheidungsträgern aus China, Europa und aus den VN.  

Durch diesen Mehrebenenansatz lassen sich konkrete Projektergebnisse und Erfahrungen aus den gemeinsamen Projekten skalieren und in Politikempfehlungen, im Sinne der deutsch-chinesischen Partnerschaft, weiterentwickeln. Somit soll die Zusammenarbeit nicht nur das Verständnis zwischen Europa, Deutschland und China vertiefen, sondern auch einen Beitrag zu den globalen Herausforderungen und Zielsetzungen leisten.

Janne Leino
Chefrepräsentant, Hanns-Seidel-Stiftung Zhejiang