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Deutsch-Chinesisches Bildungsprojekt gewinnt Auszeichnung der Universität der Vereinten Nationen

Das von der Hanns-Seidel-Stiftung mitgegründete Bildungszentrum RCE Hangzhou wurde zum zweiten Mal von der Universität der Vereinten Nationen ausgezeichnet. Das RCE Hangzhou gewann die Auszeichnung in der Kategorie „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle“ für die Entwicklung und Umsetzung eines deutsch-chinesischen Projektplans, dass die Relevanz der „Ziele der nachhaltigen Entwicklung“ im Arbeitsleben verdeutlicht.

Hintergrund zum Engagement der HSS: Verknüpfung von internationalen Zielsetzungen mit nationalen Richtlinien zugunsten einer Bewusstseinsbildung für die gemeinsamen Herausforderungen

Das Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsthematik in der chinesischen Bevölkerung steigt zwar stätig, jedoch ist das Themengebiet vor allem durch nationale Politiken bei der Bevölkerung bekannt. Zu den Flaggschiffprojekten der chinesischen Regierung gehört die Entwicklung „einer ökologischen Zivilisation“. Das dies zum Teil Deckungsgleich mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen ist, wird in nationalen Richtlinien und in offiziellen Reden oft nur am Rande thematisiert.

Die Zusammenhänge zwischen den nationalen Politiken mit den internationalen Zielsetzungen sind auch vielen pädagogischen Führungskräften nicht bekannt. Dies verdeutlicht eine Umfrage der HSS aus dem Jahr 2019. In der Umfrage gaben insgesamt 79 % der befragten Pädagogen an, dass sie den chinesischen Begriff „Bildung für eine ökologische Zivilisation“ kennen. Lediglich 28% der Befragten gaben an, den von den VN anerkannten Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) gehört zu haben.

Bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen auf der lokalen oder regionalen Ebene spielen die unterschiedliche Begrifflichkeiten und die damit zusammenhängenden Maßstäbe und Indikatoren, wenn überhaupt, nur eine zweitrangige Rolle. Diese sind jedoch in der internationalen Zusammenarbeit wichtig. Wenn die Inhalte, Begrifflichkeiten und Indikatoren sich unterscheiden, erschwert dies die internationale Zusammenarbeit. Diese Zusammenarbeit, vor allem im Bereich der nachhaltigen Entwicklung, ist für die Zielerreichung der globalen Zielsetzungen von großer Bedeutung.

Aus diesem Grund nimmt die Hanns-Seidel-Stiftung hier eine Brückenbauerfunktion zwischen Europa, China und den globalen Akteuren und Zielsetzungen ein, indem sie einen politischen Dialog fördert und konkrete Bildungsprojekte zwischen chinesischen und internationalen Partnern initiiert und begleitet.

RCE Hangzhou: Ein Vorzeigeprojekt für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit

Das Regional Centre of Expertise for Education on Sustainable Development Hangzhou, kurz RCE Hangzhou, wurde im Jahr 2017 durch die Zhejiang International Studies University (ZISU) ins Leben gerufen. Neben der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) gehören zu den Mitgründern des Bildungszentrums die Umweltorganisation Green Zhejiang, das Umweltamt der Provinz Zhejiang, die Alibaba Foundation sowie mehr als zehn Grund- und Mittelschulen  rund um die Hauptstadt Hangzhou in der Provinz Zhejiang. Die Anerkennung des RCEs erfolgte durch die Universität der Vereinten Nationen. Weltweit gehören zu dem RCE-Netzwerk ca. 200 Bildungszentren an.

Die Gründung des RCE Hangzhous verdeutlicht auch die Weiterentwicklung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.

Zwischen den Jahren 2015 und 2017 wurden in deutsch-chinesische Zusammenarbeit insgesamt 10 Lehr- und Lernmodule für chinesische Grundschulen entwickelt. Diese dienten als Impuls für die Gründung des Bildungszentrums. Seitdem hat sich das RCE Hangzhou vom Wissensempfänger zum Impulsgeber im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entwickelt: Im Jahr 2019 erhielt das „River Angels“-Projekt des RCE Hangzhous erstmalig einen Preis der Universität der Vereinten Nationen. Im Jahr 2020 erläuterte das RCE Hangzhou Best-practice-Beispiele aus China für die englischsprachige UNESCO PublikationMulti-stakeholder Approaches to Education for Sustainable Development in Local Communities: Towards Achieving the SDGs in Asia”. Die Beispiele verdeutlichen, wie das RCE Hangzhou globale Zielsetzungen lokalisiert. Diese Lokalisierung der internationalen Zielsetzungen dient gleichzeitig auch der Anbindung Chinas an die Ziele der nachhaltigen Entwicklung.

Abbildung: Eingeladene Gäste und Teilnehmer aus der Seminarreihe „Europa und China: Vorreiter der nachhaltigen Entwicklung(?)“

Abbildung: Eingeladene Gäste und Teilnehmer aus der Seminarreihe „Europa und China: Vorreiter der nachhaltigen Entwicklung(?)“

Preis der Universität der Vereinten Nationen: Verdeutlichung der Arbeitsmarktrelevanz von den internationalen Zielsetzungen

Im Jahr 2019 wurde während des „RCE Asia-Pacific Meetings“ in Hangzhou die „Hangzhouer Erklärung“ von sechs chinesischen RCEs, unter der Leitung des RCE Hangzhous, unterschrieben. In der Erklärung wird als eine zentrale Herausforderung die fehlende Verknüpfung zwischen dem Arbeitsmarkt und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) identifiziert. Neben ökologischen Aspekten sollten zunehmend ökonomische und soziale Aspekte in BNE-Programme integriert werden.

Um dies zu gewährleisten, entwickelte das RCE Hangzhou gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung einen Projektplan, dass sowohl Offline als auch Online-Veranstaltungen beinhaltete. Als Zielgruppen wurden Fachexperten, Dozenten, Lehrerfortbildner, Lehrkräfte und ausgewählte Studenten definiert. Um den Diskurs tiefer in die Gesellschaft zu tragen, wurden alle Online-Veranstaltungen für die Öffentlichkeit geöffnet. Der Projektplan beinhaltete insgesamt drei Veranstaltungsreihen:

  1. In Zusammenarbeit mit europäischen und chinesischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen: Eine Online-Seminarreihe zum Thema „Cradle to Cradle“-Design (C2C). Während den Seminaren wurden unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Berufsfeldern vorgestellt. Zu diesen gehörten u.a. die Bau-, Textil- und Recyclingindustrien. An neun Online-Seminaren nahmen ca. 300 Teilnehmer vorwiegend aus China teil.
  2. In Zusammenarbeit mit Organisationen der VN, Regierungsvertretern aus China und der EU, sowie mit mehreren europäischen und Chinesischen Universitäten und NGOs: Eine Online-Seminarreihe zum Thema „Europa und China: Vorreiter in der nachhaltigen Entwicklung(?)“. Während vier Online-Seminaren wurde die Zielgraderreichung des Pariser Klimaabkommens, der nachhaltige Handel und die Finanzwirtschaft, sowie die nachhaltige Gestaltung von Städten und ländlichen Räumen diskutiert. An den Online-Seminaren nahmen ca. 300 Teilnehmer aus Asien, Nordamerika, Europa und Afrika teil. Die Teilnehmenden, die erfolgreich eine Absschlussprüfung auf einer Lernplattform bestanden haben, wurden zudem durch ein Teilnahmezertifikat ausgezeichnet
  3. In Zusammenarbeit mit der ZISU: Die Entwicklung und Durchführung des ersten BNE-Kurses für Lehramtsstudierende. Der Kurs mit 16 interaktiven Vorlesungen nahm Inhalte aus den beiden Seminarreihen auf. 

Während die C2C-Seminarreihe praktische Erkenntnisse zu einzelnen Berufsfeldern lieferte, baute die Seminarreihe „Europa und China: Vorreiter in der nachhaltigen Entwicklung(?)“ die Brücke zu den unterschiedlichen Themenfeldern der nachhaltigen Entwicklung auf. Ein Vergleich zwischen Europe und China garantierte für die Teilnehmenden einen Perspektivenwechsel. 

Der Preis wird durch die Universität der Vereinten Nationen (Institute for the Advanced Study of Sustainability) verliehen. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 33 Projekte ausgezeichnet. Das RCE Hangzhou hat als einziges RCE in China eine Auszeichnung bekommen.